Durch die Lappen gehen

In früheren Parkanlagen der Aristokratie wurde für die Jagd den ‚Herrschaften‘ das Wild bequem vor die Füße gehetzt. Damit es den Flinten oder Pfeil und Bogen nicht entgehen konnte, wurde es in ein enges Areal, umrandet mit Tuch getrieben. Entwischte doch mal ein Tier den Jägern, sagte man, „es sei durch die Lappen gegangen“. Die Perspektive eines solchen Tieres muss man sich ungefähr für den Betrachter meines Projektes vorstellen, wenn er auf die Rasenfläche zwischen den Bäumen zusteuert.

Auf mehreren Bäumen ist jeweils eine Gruppierung von Pfeilen auf gespannten Bögen angebracht. Vom Weiten sieht man eine Art Schwarm in Pink, dessen Reflektionen teilweise ins Auge fallen. Was der Suchende noch nicht weiß, er ist bereits gefunden! Er gelangt zu einem Fernrohr und erkennt beim Hindurchsehen, dass die Pfeile abschussbereit mehrheitlich auf ihn hinter dem Fernrohr zielen!

Die Befiederung der Pfeile schwingt im Wind auf und ab und bekommt so etwas Organisches aber auch zusätzlich Bedrohliches. Die Kunst schlägt sich diesmal auf die Seite der Natur, macht sie wehrhaft. Die archaischen Waffen präsentieren sich in Schwärmen bunt, stolz. Angespannt, allzeit bereit und doch ästhetisch. Es scheint allein bei Ihnen zu liegen, wer Ihnen durch die Lappen geht und wer nicht.

Durch die Lappen gehen 2011, B/L/T 0,80 x 0,50 x 0,30 (m), Kunststoff, Holz

zur Ausstellung „Rheinblicke-Einblicke“